Mentoringtag in Hameln – Teil 2

Fortsetzung der Mentoring-Reihe in Hameln

Am Samstag, 3. Dezember war es soweit: der zweite Teil der Mentoring-Reihe fand wieder einmal in Hameln statt. Wie schon beim ersten Teil  hat sich Jackie Stech um die Organisation gekümmert – und sie hat es fantastisch getan: Angefangen vom Tagungshotel (incl. Kaffeeinfusion, danke nochmals!) bis hin zur Referentin für bewegungsmüde Übersetzer, sprich Physiotherapeutin.
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Mentoringtag in Hameln

Hamelner Mentoring-Tag

 

hameln    Wie schon im letzten Blogbeitrag angekündigt, folgt hier mein persönliches Resümee des Mentoring-Tags in Hameln.

23 neue und alte Hasen haben sich zusammengesetzt, um über allgemeine Aspekte des freiberuflichen Übersetzens zu diskutieren. Themen waren u.a.: Preiskalkulation, Selbstvermarktung, Kundenakquise, Spezialisierung und vieles mehr.
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Homer, Kutschen und Newbies

Unterwegs in der Welt der Übersetzer

Bevor ich 2014 den Entschluss fasste, mich selbstständig zu machen, las ich unendlich viel: von Büchern (u.a. von Radegundis Stolze, Schleiermacher , @Miriam Neidhardt, , Umberto Eco sowie diverse Bücher aus dem BDÜ-Fachverlag usw.) Ich verschlang alles das ganze Spektrum, dass sich mir bot.  Danach fühlte ich mich schon ziemlich klug, ich wusste, worauf man achten sollte bei der Arbeit mit Agenturen und Direktkunden, wusste Bescheid über Rechnungsstellung, Problem mit Kunden und schrecklichen Projektmanagern.

Doch dabei blieb es nicht – Twitter wurde durchforstet, die ersten Facebook-Gruppen für Übersetzer wurden gefunden und nach kurzer Zeit hatte ich das Gefühl: Ich weiß alles. Wer zu den „angesagtesten“ Übersetzern gehörte, wem man unbedingt folgen musste und wem nicht. Ich war also bereit, nichts konnte mich mehr überraschen.

Angekommen in der Realität

Dann ging es los, es kam auch relativ schnell der erste Auftrag – ein großer noch dazu und es sah ziemlich rosig aus. Gut, da ahnte ich noch nicht, dass dies auf längere Zeit der einzige Auftrag bleiben sollte, dass dieser Auftrag erst nach mehr als 8 Monaten bezahlt werden würde und dass auch die Kontaktaufnahme zu Agenturen nicht besonders erfolgreich sein würde.

Die ersten Zweifel über mein Wissen kamen und schon verfällt man in den einen Fehler, den fast alle Newbies machen: Man hört auf die Erfolgsstories von erfahrenen Übersetzern, die einem zunächst einmal erzählen, dass man alles falsch macht. Agenturen? Um Gottes Willen, nur der Direktkunde zählt. Preise unter 30 cent pro Wort? Auf gar keinen Fall, man muss sich gleich richtig positionieren, sonst wird das nichts. Spezialisierung hast du nicht? Das wird nie etwas mit einer Karriere als Übersetzer usw. und so fort.

All diese Antworten, Tipps und Anregungen helfen einem Neuling nicht. Der Wille ist da für 30 cent pro Wort zu arbeiten, doch die Realität sieht anders aus. Eine richtige Hilfe bieten diese Allgemeinplätze ebenfalls nicht.

Homer und die Kutschen

Was die mit diesem Blog zu tun haben? Viel. Als Neuling lauscht man immer den Äußerungen der etablierten Übersetzer, versucht so zu sein wie sie, denn sie sind augenscheinlich so erfolgreich, dass sie sich solche Sprüche erlauben können. Und es gibt viele, die bei diesen sogenannten „Gurus der Übersetzerbranche“ Seminare, Bücher, Devotionalien erwerben und dafür viel Geld ausgeben. Ist das hilfreich für Anfänger? Wahrscheinlich nicht.

Coach bedeutet ursprünglich Kutsche, ein Vehikel, das einen von A nach B brachte. Irgendwann haben englische Studenten angefangen, ihre Tutoren so zu nennen, da diese sie auch antrieben und voranbringen wollten.  Heutzutage gibt es in allen Bereichen Coaching, vor allen Dingen im Bereich des Managements. Man will die Führungsqualitäten verbessern, mehr Leistungsfähigkeit erreichen und dafür zählt man viel Geld an die Coaching-Anbieter. Doch bringt das alles was? Die Ergebnisse sind umstritten, oftmals wird nur viel Geld für Allgemeinplätze bezahlt.

Mentor – taucht das erste mal in Homers Odyssee auf – ihm übergibt er seinen Sohn und seinen Hausstand. Die Göttin Athene schlüpft häufig in die Rolle Mentors, um Odysseus und seinen Sohn bei ihren Reisen zu helfen, zu leiten und zu beraten. (@Heather McCrae – Danke!)

Die letzten Monate haben mir gezeigt, welche Art von „Vorbild“ die bessere Art ist. Für mich ist es der Mentor, der mir zur Seite steht, mich anleitet, aber mich nicht in eine Richtung drängt und jemand, der mir nicht das Gefühl gibt, dass alles was ich mache falsch ist/war.

Brainstorming-Tag

Und das ist einer der Gründe, warum ich mich auf einen tollen Workshop am Samstag in Hameln freu. Was auf Facebook in einer Mentorengruppe für Anfänger begann, findet jetzt in „Echt“ statt. Circa 20 Übersetzer, alte Hasen und junge Hüpfer treffen sich zu einem Workshop, um gemeinsam Fragen zu klären, Strategien zu entwickeln und einfach miteinander in einen Dialog treten.
Jacqueline Breuer hat alles organisiert, geplant und bietet sogar noch Chauffeur-Dienste an. Verdient sie daran? Nein, im Gegenteil, sie investiert ihre Zeit. Ich bin gespannt und werde berichten.

Übersetzer – Kramladen oder Fachgeschäft

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Ich mag Kramläden. Man kann in ihnen herumstöbern, findet manchmal echte Schnäppchen, aber meist dann doch nur Dinge minderer Qualität. Wenn ich wirklich etwas vernünftiges kaufen will, suche ich ein Fachgeschäft auf.
Tag für Tag entscheiden wir uns für Spezialisten: die Brille ist kaputt – auf zum Optiker; das Auto defekt – schnell in die KFZ-Werkstatt; Zahnschmerzen – Termin beim Zahnarzt holen. In all diesen Fällen suche ich gezielt nach Fachleuten.

Wenn Kunden aber nach einem Übersetzer suchen, zählt für sie oftmals nur ein Kriterium: der Preis. Sie schauen nicht, welche Fachgebiete der Übersetzer hat, sie suchen nicht gezielt nach einem passenden Übersetzer. In vielen Fällen suchen die Kunden nicht einmal selbst, sondern beauftragen eine Agentur, die ihnen „zum besten Preis“ eine Übersetzung liefern soll und die Agentur entscheidet sich dann in vielen Fällen ebenfalls für den billigsten Anbieter.

Warum ist das so? Zunächst einmal halten viele Menschen uns Übersetzer für nichts anderes als wandelnde Wörterbücher oder, noch schlimmer, menschliche Google-Translate-Maschinen. Wer kennt das nicht: Man befindet sich in Gesellschaft von Nicht-Übersetzern, nennt seinen Beruf und schon kommt „ach, sie sind Übersetzerin. Ich wollte schon immer wissen, was xxxx bedeutet.“ Meist handelt es sich um obskure Fachbegriffe aus einem Bereich von dem man noch nie gehört hat. Es nützt nichts, sobald man erklärt, dass man ohne Kontext, ohne Recherche keine Antwort liefern könne, sieht man dem Gegenüber an, was er denkt. „Na, so richtig viel versteht sie ja nicht von ihrem Job.“
Dabei zeigt genau diese Reaktion, dass man als Übersetzer ebenfalls ein „Fachmann“ ist: kaum einer von uns würde sofort spontan einen Begriff übersetzen, Kontext ist bei uns alles. Welches Fachgebiet, welche Zielgruppe usw. Wir sind Fachleute auf unserem Gebiet, mit langjähriger Ausbildung, Weiterbildung, Eigeninitiative beim Lernen – und das hat, wie bei allen Fachleuten, seinen Preis. Würde man einen Fliesenleger damit beauftragen, das Dach eines Hauses zu decken? Nein, denn obwohl beides Handwerker sind, so hat doch der Dachdecker das spezielle Wissen für diese Aufgabe, nicht der Fliesenleger.

Ähnlich ist es bei den Übersetzern: Ein Übersetzer, der sich auf Rechtstexte spezialisiert hat, ist nicht unbedingt die beste Wahl für einen medizinischen Text; ein Experte für Mode nicht unbedingt jemand, der sich mit der Terminologie von Verträgen auskennt.
Im Umkehrschluss gilt auch: als Übersetzer sollte man nicht jede Art von Text annehmen, auch wenn es manchmal schwer fällt, lukrative Aufträge abzulehnen. Doch letztendlich gilt auch hier:
Wir sind Fachgeschäfte, keine Kramläden. Und wenn wir als Spezialisten angesehen werden wollen, so sollten wir uns auch so verhalten.

Jeder muss für sich selbst herausfinden, auf welchem Gebiet man sich spezialisiert. Viele erfolgreiche Übersetzer haben ein abgeschlossenes Studium als Ingenieur, Mediziner, Rechtsanwalt, andere haben ihre Hobbys zum Fachgebiet gemacht.

Dies erklärt vielleicht ein paar meiner Fachgebiete:

  • Wirtschaft – allgemeine wirtschaftliche Aspekte gehörten drei Jahre lang zu den Hauptaspekten des Studiums an der AKAD und waren Schwerpunkt meiner staatlichen Prüfung.
  • Business Intelligence und Datenvisualisierung – als Übersetzerin für eine Software-Firma, die in diesen Gebieten tätig ist, musste ich mich mit SAP-interner Sprache beschäftigen, die einzelnen Aspekte des SAP-Universum verstehen und übersetzen können.
  • Kulinarik – ein Hobby, das mehr ist als nur Kochen – Food Pairing, Bocuse d’Or, Sterneküche, Etikette, Anbaumethoden für Wein, Craft beer, chemische Reaktionen bei verschiedenen Kochtechniken, Inhaltsstoffe, Molekularstrukturen, Zutaten, Sous Vide, Küchengeräte: eine schier unendliche Liste von Dingen, die in dieses Thema hineinspielen – und jeden Tag lerne ich etwas Neues.
  • Forensik – ein etwas makaberes Hobby, ich weiß. Die Forensik ist faszinierend, auch hier spielen so viele Disziplinen zusammen, Blutanalysen, DNS, Maden, Fasern, Werkstoffe, Ballistik. Hier nehme ich ständig an Weiterbildungen in Form von MOOCs und Webinaren teil, lese Fachzeitschriften, verfolge neue Entwicklungen – aus einem Hobby wurde ein Fachgebiet.

Wie schon gesagt, Kramläden sind toll – und man kann Glück haben und ein Schnäppchen machen – aber richtig gute Qualität bekommt man im Fachgeschäft.

 

 

 

MOOC – Die neue Lust am Lernen

MOOCs – Massive Open Online Courses – machen süchtig.
Surveillance Law an der Princeton University – Fundamentals of Clinical Trials in Harvard oder doch eher SAP Hana am OpenHPI?

Es gibt keine Grenzen – zu fast jedem Thema bieten angesehene Universitäten MOOCs an. Das Reizvolle an diesen Kursen: Ich entscheide, wann und wo ich das Lernpensum erledige. Mitten in der Nacht, am Strand, im Café – kein Problem, da ich nicht zu einer bestimmten Uhrzeit an einem bestimmten Ort an der Vorlesung teilnehmen muss.

Die bekanntesten Anbieter sind Coursera , edX oder auch OpenHPI –

Mich hat es wieder erwischt – ich habe gestern einen neuen Kurs begonnen, diesmal bei FutureLearn: Introduction to Forensic Sciences an der University of Strathclyde.

Die ersten Videos und Texte sind bearbeitet und ich muss sagen: es könnte interessant werden. Alles dreht sich um einen (fiktiven) Fall, der von Anfang bis Ende durchgesprochen wird: Meldung des Falles, erste Eindrücke der Polizisten, erste Schritte der Beweisaufnahme usw.

Es lohnt sich wirklich, die diversen Portale für MOOCs durchzustöbern, denn es dürfte fast für jeden von uns etwas dabei sein.