Unterwegs in der Welt der Übersetzer
Bevor ich 2014 den Entschluss fasste, mich selbstständig zu machen, las ich unendlich viel: von Büchern (u.a. von Radegundis Stolze, Schleiermacher , @Miriam Neidhardt, , Umberto Eco sowie diverse Bücher aus dem BDÜ-Fachverlag usw.) Ich verschlang alles das ganze Spektrum, dass sich mir bot. Danach fühlte ich mich schon ziemlich klug, ich wusste, worauf man achten sollte bei der Arbeit mit Agenturen und Direktkunden, wusste Bescheid über Rechnungsstellung, Problem mit Kunden und schrecklichen Projektmanagern.
Doch dabei blieb es nicht – Twitter wurde durchforstet, die ersten Facebook-Gruppen für Übersetzer wurden gefunden und nach kurzer Zeit hatte ich das Gefühl: Ich weiß alles. Wer zu den „angesagtesten“ Übersetzern gehörte, wem man unbedingt folgen musste und wem nicht. Ich war also bereit, nichts konnte mich mehr überraschen.
Angekommen in der Realität
Dann ging es los, es kam auch relativ schnell der erste Auftrag – ein großer noch dazu und es sah ziemlich rosig aus. Gut, da ahnte ich noch nicht, dass dies auf längere Zeit der einzige Auftrag bleiben sollte, dass dieser Auftrag erst nach mehr als 8 Monaten bezahlt werden würde und dass auch die Kontaktaufnahme zu Agenturen nicht besonders erfolgreich sein würde.
Die ersten Zweifel über mein Wissen kamen und schon verfällt man in den einen Fehler, den fast alle Newbies machen: Man hört auf die Erfolgsstories von erfahrenen Übersetzern, die einem zunächst einmal erzählen, dass man alles falsch macht. Agenturen? Um Gottes Willen, nur der Direktkunde zählt. Preise unter 30 cent pro Wort? Auf gar keinen Fall, man muss sich gleich richtig positionieren, sonst wird das nichts. Spezialisierung hast du nicht? Das wird nie etwas mit einer Karriere als Übersetzer usw. und so fort.
All diese Antworten, Tipps und Anregungen helfen einem Neuling nicht. Der Wille ist da für 30 cent pro Wort zu arbeiten, doch die Realität sieht anders aus. Eine richtige Hilfe bieten diese Allgemeinplätze ebenfalls nicht.
Homer und die Kutschen
Was die mit diesem Blog zu tun haben? Viel. Als Neuling lauscht man immer den Äußerungen der etablierten Übersetzer, versucht so zu sein wie sie, denn sie sind augenscheinlich so erfolgreich, dass sie sich solche Sprüche erlauben können. Und es gibt viele, die bei diesen sogenannten „Gurus der Übersetzerbranche“ Seminare, Bücher, Devotionalien erwerben und dafür viel Geld ausgeben. Ist das hilfreich für Anfänger? Wahrscheinlich nicht.
Coach bedeutet ursprünglich Kutsche, ein Vehikel, das einen von A nach B brachte. Irgendwann haben englische Studenten angefangen, ihre Tutoren so zu nennen, da diese sie auch antrieben und voranbringen wollten. Heutzutage gibt es in allen Bereichen Coaching, vor allen Dingen im Bereich des Managements. Man will die Führungsqualitäten verbessern, mehr Leistungsfähigkeit erreichen und dafür zählt man viel Geld an die Coaching-Anbieter. Doch bringt das alles was? Die Ergebnisse sind umstritten, oftmals wird nur viel Geld für Allgemeinplätze bezahlt.
Mentor – taucht das erste mal in Homers Odyssee auf – ihm übergibt er seinen Sohn und seinen Hausstand. Die Göttin Athene schlüpft häufig in die Rolle Mentors, um Odysseus und seinen Sohn bei ihren Reisen zu helfen, zu leiten und zu beraten. (@Heather McCrae – Danke!)
Die letzten Monate haben mir gezeigt, welche Art von „Vorbild“ die bessere Art ist. Für mich ist es der Mentor, der mir zur Seite steht, mich anleitet, aber mich nicht in eine Richtung drängt und jemand, der mir nicht das Gefühl gibt, dass alles was ich mache falsch ist/war.
Brainstorming-Tag
Und das ist einer der Gründe, warum ich mich auf einen tollen Workshop am Samstag in Hameln freu. Was auf Facebook in einer Mentorengruppe für Anfänger begann, findet jetzt in „Echt“ statt. Circa 20 Übersetzer, alte Hasen und junge Hüpfer treffen sich zu einem Workshop, um gemeinsam Fragen zu klären, Strategien zu entwickeln und einfach miteinander in einen Dialog treten.
Jacqueline Breuer hat alles organisiert, geplant und bietet sogar noch Chauffeur-Dienste an. Verdient sie daran? Nein, im Gegenteil, sie investiert ihre Zeit. Ich bin gespannt und werde berichten.